Interessantes

Diese Rubrik wird sich in unregelmäßigen Abständen mit Beitragen von Heinz Schlüsener füllen. Sie finden hier weitere Informationen, Erfahrungen und Gedanken.

Traumfiguren - unser aller Traum

Ob Sie Ihre Traumfigur erreichen, hängt immer davon ab, wovon Sie träumen. Nur im Märchen kann man durch einen Kuss vom Frosch zum Prinzen werden. Wenn das so einfach wäre. Es sind eben Träume und Märchen. Aber warum wollen Sie das?

Ihre persönliche Traumfigur muss nicht diesen dürren Leibern der Hochglanzmagazine entsprechen. Wollen Sie Ihr Leben lang hungern?

Nehmen Sie die Figur an, die zu Ihrem Körper passt, die Ihnen entspricht. Der eine ein wenig dicker, der andere eben etwas dünner. Achten Sie auf Ihr Wohlfühlgewicht. Dieses sollte dann Ihr Standardgewicht sein. Das Wohlfühlgewicht sollte Ihnen ausreichen, das können Sie auch leichter er"halten".  Dieses Gewicht wäre dann Ihre persönliche Traumfigur.

Gewichtszunahme

Fast jeder Abnahmewillige, der zu mir in die Praxis kommt, hat sich schon durch Diäten gehungert.
Aber dauerhafte Erfolge blieben oft aus. Viele Patienten – auch manchmal meine – nehmen wieder zu und führen ihrem Ausgangsgewicht häufig noch ein paar Kilos zu. Der allgemein bekannte Jo-Jo-Effekt hat zugeschlagen. Jede Mühe war umsonst. „Ich höre auf, mir reicht’s“ ist häufig die Reaktion. 

Die Urmenschen, ganz früher in der Steinzeit, erlebten in ihrer Ernährung Phasen, in denen es Zeiten des Nahrung-Überflusses und Zeiten des Hungers und voller Entbehrung gab. Damals wechselten sich die Zeiten des Überflusses und die oft langen Phasen des Hungers ab. Der Winter wurde damals zu einer großen Bedrohung.
In Zeiten des Überflusses speichert der Körper die Nahrungsenergie in Form von Fett, um eben für schlechtere Zeiten Energiereserven zu haben.  Das „Speichern“ ist ja heute nicht anders als damals und gelingt leider oft bestens. 
Nur die Abbau Phasen fallen in der jetzigen Zeit der vollen Kühlschränke aus.  

Ein Beispiel: In den Notzeiten nach dem letzten Krieg (ab 1945) gab es so gut wie keine Übergewichtigen, weniger Diabetes fast keine Erkrankten durch Fettleibigkeit. Die Menschen mussten (zwangsweise) eine ziemlich lange Zeit des Mangels ertragen. Die Folge war also eine Abbauphase (mit gesundheitlich besten Ergebnissen).

Unser Gehirn steuert diesen gewichtsrelevanten Vorgang. im Fettgewebe angesiedelte „Sensoren“ lassen den Insulinspiegel im Blut reagieren. Die Höhe oder Tiefe des Insulinspiegels gibt Impulse für diese Adiposität. Gehen die Fettpolster zur Neige, reagiert diese Schaltzentrale: Hunger! Das Hungergefühl setzt ein (vereinfacht erklärt).

Der Körper erwartet Notzeiten. Aber gleichzeitig schränkt die Schilddrüse ihre Stoffwechselaktivitäten ein, um in den vom Körper erwarteten Notzeiten möglichst viel Energie zu sparen. Was passiert – „Zunahme“ – so lange Zunahme bis wieder genügend Fett eingelagert ist. Da aber der gesamte Organismus auf „Sparflamme“ geschaltet war, geschieht die Zunahme in der Hälfte der Zeit. Schon ist er wieder da, dieser Jo-Jo-Effekt. Also benötigen wir eine Wunderdiät, eine Diät, die eigenständig die Zunahme verhindert. Das wäre es. Es muss sie ja wohl geben, denn die Zeitschriften berichten doch in jeder Ausgabe von diesen Wunderdiäten: „Nie wieder Zunahme“, „Für immer schlank“ und so weiter. Nach dem, was ich gerade in einfacher Form zu erklären versucht habe, kann es diese Wunderdiät gar nicht geben. Diese physiologischen Vorgaben wie Adipositas, Insulin, Stoffwechselprozesse durch die Schilddrüse und so weiter können doch nicht körperfremd beeinflusst werden, ohne Beschädigung der Gesundheit.


Die Haupt-Ursache für Übergewicht

Der Mangel an Bewegung ist die Haupt-Ursache für Übergewicht! 
Er ist der "Krankmacher" unserer Zeit. Die meisten Menschen verbringen den größten Teil ihres Alltags im Sitzen. Natürlich ist man auch nach geistiger Arbeit erschöpft und müde, aber eben "nur" geistig. Unsere Muskeln und Gelenke aber verlangen nach Bewegung und benötigen diese. Sie haben ein Recht auf Arbeit und Auslastung. Sind sie es doch schließlich, die uns aufrecht halten und uns stützen, durch deren Hilfe wir gehen und stehen können. Doch wir lassen sie einfach "verkümmern" und beklagen uns dann z.B. über Rückenprobleme. Wir machen uns selbst krank durch unsere Trägheit. Und genau da liegt der Knackpunkt: Wir haben also beides zu versorgen: Geist und Körper.
So sollten wir uns sagen: "Du hast nach der Arbeit noch nicht frei. Dein Körper möchte auch noch etwas tun."
In einer Sportgruppe, im Sportstudio, im Schwimmbad, joggen, wandern ... einfach die Bewegung machen, die einem so liegt. Aber auch vorsichtig. Zuerst langsam, behutsam, eventuell nach einer ärztlichen Untersuchung, wenn man lange nichts getan hat. Die Regelmäßigkeit des Sports ist nach einigen Wochen keine Last mehr. Es macht langsam sogar Spaß. Zwischen Körper und Geist stellt sich ein Gleichgewicht her, man fühlt sich ausgelastet und ist erstaunt, dass man trotz doppelt getaner Arbeit weniger müde ist. Denn je mehr ich meinen Körper belaste, desto belastbarer wird er mit der Zeit. Man fühlt sich einfach rundum wohler und auch der Schlaf wird wesentlich verbessert. Jedoch sollten sich Menschen, die mit Einschlafproblemen zu kämpfen haben, nicht zu spät am Abend extrem sportlich betätigen, da sie sich dann regelrecht "aufputschen".

Aber was ist mit dem Körpergewicht? Warum habe ich nach einigen Wochen Sport noch nicht den gewünschten Effekt einer Gewichtsreduzierung erlangt? Denn genau das ist es doch, was ich wollte. Also ist Sport doch nicht das Richtige?
Nur Mut - Weitermachen! Jetzt bilden sich Muskeln - prima, so soll es sein!
Und Muskeln sind ca. 40% schwerer als Fett. Das heißt, durch die Muskelbildung kann mein Gewicht anfangs sogar noch etwas ansteigen. Da sich unsere erstarkte Muskulatur aber auch ernähren muss und wir durch das regelmäßige Training zusätzliche Kalorien bzw. Fett verbrauchen, holen sich die verstärkte Muskulatur ihre Nahrung aus dem bereits gespeicherten Körperfett. Somit wird die Fettmasse nach und nach immer schneller verringert. Ich nehme sehr gut ab. (Ausnahme: Ich esse nach dem Sport noch so viel, dass die Energiezufuhr letztendlich doch größer ist als der Energieverbrauch.)
Unsere Muskeln vergrößern sich, vor allem die tiefer liegende, selten geforderte Muskulatur nimmt den Platz des Fettes ein. Es baut sich ein muskulöser, fettarmer Körper auf und zusätzlich sind wir fit und ausgeglichen. Das Ziel ist erreicht.
Nebenbei hat sich die Durchblutung verbessert, ein Bluthochdruckt ist nun oft im Normbereich, der Herzmuskel ist gestärkt und voller Kraft. Unser Selbstbewusstsein steigt stetig. Wir fühlen uns wie ein neuer Mensch, der es allein mit Stärke und Disziplin geschafft hat, Trägheit und Übergewicht zu besiegen und diesen Sieg bzw. Erfolg durch Bewegung festhalten kann.

Bereitschaft - Hindernisse - Zeitpunkt 

Durch meine tägliche Arbeit in der Gewichtsreduzierung bin ich natürlich für viele Patientinnen eine Person des Vertrauens. Ich kenne sehr viele unterschiedliche Menschen und frage mich häufig, warum schafft diese Patientin heute nicht das, was gestern noch prima geklappt hat. Ich sehe das Bemühen, den Erfolg aber auch das Scheitern. Einzuschätzen, wer es schafft und wer vielleicht nicht, habe ich längst aufgegeben, da auch ich wider Erwarten ziemlich oft falsch lag mit meiner insgeheimen Vermutung. Ein einheitliches Schema habe ich bis heute nicht erkennen können.

Keine Ausgangssituation ist mit der anderen vergleichbar. Viele Lebenssituationen spiegeln sich in positiver, aber leider auch in negativer Weise in der Ab- und Zunahme des Gewichts. Zu Beginn meines Einführungsgesprächs sage ich immer direkt: ,,Wer aktuell Sorgen hat, sollte jetzt nicht mit der Gewichtsreduzierung beginnen." Kummer, Angst, Stress, Frust, Langeweile oder ein mangelndes Selbstwertgefühl sind oft die Auslöser für „Fressatacken".  

Wenn man selbst bewusst beobachtet; warum man gerade isst, wird man erstaunt sein, dass in den wenigsten Fällen Hunger der Grund ist. Falsch angewöhnte Kompensation spielt eine der Hauptrollen. 
Wie reagieren wir auf Anfeindungen, Ungerechtigkeiten, Zurückweisungen, Stress, Eifersucht, Betrug, Überforderung usw.? Jeder Mensch reagiert und verarbeitet ähnliche Situationen völlig anders. Der eine schreit seinen Kummer heraus, der andere zieht sich eher zurück, der eine leidet mehr, der andere steckt eine ähnliche Sorge besser weg, braucht aber für die Verarbeitung seiner Situation deutlich mehr Zeit. Sehr viele „fressen" ihre Sorgen eben in sich hinein. Ein anderer hat kaum noch Appetit, wenn ihm „etwas auf den Magen geschlagen ist". Ich gehe davon aus, dass jeder weiß wovon ich spreche oder er eine solche Situation auch schon selbst (mit-)erleben müssen. 
Bei einer Trennung z.B. ist es so, dass Frauen tendenziell eher an Gewicht verlieren und die Männer eher zunehmen. Natürlich kann man dies nicht vereinheitlichen. 

Aber wer andere Probleme hat, sollte tatsächlich mit dem Start des Abnahmeprogramms warten, da ein Versagen, welches dann meistens vorprogrammiert ist, noch mehr frustrieren könnte. Man müsste sich zwangsläufig auf zwei „Problembewältigungen" gleichzeitig fokussieren, was grundsätzlich Stress für Körper und Seele bedeutet.
Schon das Durchhalten der Diät erfordert einen Kraftaufwand und jede kleine (seelische) Erschütterung würde wieder doppelten Stress bedeuten.

Niemand muss sich dafür schämen, gerade keine Energie zum Abnehmen zu haben. Stehen Sie dazu. Stehen Sie aber vor allem zu sich und Ihren Sorgen. Nur durch das Annehmen und Akzeptieren sind diese auch zu bewältigen. Verdrängen bringt langfristig leider gar nichts. 

Versuchen Sie, Ihre vermeintlichen Schwächen, Ängste, Probleme als eine Hürde zu sehen, die Sie im Leben auf irgendeine Art dennoch weiterbringen wird. Finden Sie es für sich heraus. Ich weiß, es ist oft sehr leicht gesagt, aber einen Versuch ist es doch wert oder?
Sie sind stark, aber Sie dürfen auch schwach sein. Das ist Ihr gutes Recht.
Und wenn Sie dann erst einmal gestärkt mit der Diät starten, werden Sie sehen, dass sich oft mehr löst, als nur ihr Körperfett.

Heinz Schlüsener